St.-Aegidien-Kirche
Im Mittelalter war Stedesdorf Sitz einer Sendkirche (Propsteikirche) mit einer Gerichtsbarkeit über elf Kirchen wie Buttforde, Burhafe, Dunum, Esens, Fulkum, Thunum, Werdum und andere Orte, die im 15. und 16. Jahrhundert in den Fluten untergingen. Nach dem Bremer Dekanatsregister von 1420 übte Stedesdorf das Sendrecht über den größten Sendkirchenbezirk im nördlichen Erzbistums Bremen aus.Die Kirche trägt das Patrozinium des heiligen Ägidius von St. Gilles, der als Schutzpatron des Ackerbaus galt.Bis zur Zeit der Reformation versahen vermutlich drei Priester ihren Dienst in Stedesdorf, was der Bedeutung des Ortes entsprach. Zur Zeit der Häuptlinge bildete Stedesdorf zusammen mit Thunum und Dunum eine Herrlichkeit im Harlingerland. Eine Burg südlich der Kirche war durch einen gewölbten Gang mit der Kirche verbunden.
Wie Ausgrabungen im Jahr 1962 ergeben haben, existierte ein hölzerner Vorgängerbau in Stabbauweise. Bei dieser Schwellbalkenkonstruktion ruhten die Wandständer auf einzelnen Fundamentsteinen, die in einigem Abstand in den Boden eingelassen waren. Auf den Schwellbalken waren dann die Stabhölzer angebracht. Um die Mitte des 12. Jahrhunderts wurde die Holzkirche durch einen Tuffsteinbau ersetzt. Der Tuffstein wurde bereits am Fundort in der Eifel entsprechend zugesägt und dann auf Lastkähnen von Andernach rheinabwärts und entlang der niederländischen Küste nach Ostfriesland transportiert.
Die einschiffige Saalkirche wies ursprünglich einen quadratischen Chor mit einer halbrunden Ostapsis auf, die heute nicht mehr existiert. Dieser Grundrisstyp ist für Ostfriesland einzigartig. Um 1350 wurde der Ostteil abgebrochen und das Kirchenschiff östlich verlängert und mit einem Gewölbe versehen, das im 17. Jahrhundert durch ein Kuppelgewölbe ersetzt wurde. Daran schloss sich ein eingerückter Chor auf fast quadratischer Grundfläche mit geradem Wandabschluss an, der durch einen großen Spitzbogen mit dem Schiff verbunden ist. Hierfür verwendete man teils die alten Tuffsteine, aber vorwiegend Backsteine, die erst ab dem 13. Jahrhundert als Baustoff Eingang in den ostfriesischen Kirchenbau fanden. Die großen spitzbogigen Fenster des Chors wurden in diesem Zuge auch in die Längsseiten des Kirchenschiffs eingebrochen.