St-Nicolai-Kirche
Die Kirche St. Nicolai ist etwa 41 Meter lang und 13 Meter breit und erscheint äußerlich als schlichter barocker Saalbau, der durch jeweils sechs relativ schmale Rundbogenfenster an den Längsseiten und zwei Schmuckfenster im Osten gegliedert wird. Die Fassade besteht aus rotem Backstein. Das spitze Satteldach misst etwa eine Höhe von 20 Metern und ist mit ebenfalls roten Dachziegeln gedeckt.Wann genau die erste Kirche in der Stadt entstand, lässt sich heute nur noch mutmaßen, da eine solche in keiner bekannten Urkunde erwähnt wird. Es ist jedoch stark anzunehmen, dass etwa im späten achten Jahrhundert bereits ein Gotteshaus in Wittmund errichtet wurde. Nach dem Beginn der Christianisierung ließen die Gaukirchenverbände unter der Herrschaft Karls des Großen in jeder größeren Gemeinde zuerst Sendkirchen und später im elften und zwölften Jahrhundert Filialen errichten, vermutlich also auch in Wittmund.
Diese wahrscheinlich früheste Kirche der Stadt war aus Holz gebaut und fiel neben weiteren Häusern und Gebäuden im Jahr 1164 einem Brand zum Opfer, den die mit den Harlingern verfeindeten Oestringer gelegt haben sollen. Die älteste Urkunde, in der die nun folgende zweite Kirche genannt wird, stammt von einem Diener des ostfriesischen Häuptlings Tanno Kankena aus dem Jahr 1491. Erwähnt werden darin unter anderem ein Brunnen und eine Mühle im Inneren des Kirchenbaus. Eine solche Nutzung als Wehrkirche war bei mittelalterlichen Gotteshäusern nicht unüblich, dienten die Bauten zu dieser Zeit nicht nur dem Gottesdienst und der Andacht, sondern vor allem auch der Verteidigung. Zu Zeiten Kankenas erfüllte die Wittmunder Kirche, die diesmal nicht aus Holz, sondern aus Stein bestand, jedoch offiziell wieder nur gottesdienstliche Zwecke, hatte doch Sibet Attena bereits 1461 auf dem Gelände des heutigen Schlosswalls eine neue Burg errichten lassen, die nun von den Wittmundern zur Verteidigung genutzt wurde. Diese erste Steinkirche der Stadt wurde allerdings wieder durch ein Feuer zerstört, diesmal im Jahr 1540 während einer Fehde zwischen Balthasar von Esens und Enno II. von Ostfriesland, bei der letzterer starb. Im Jahr 1541 wurde dann erneut eine Steinkirche gebaut, die nun dem Heiligen Nikolaus, dem Schutzpatron der Seefahrer geweiht war.
Dieser Kirchenbau erfüllte über zweihundert Jahre lang seinen Zweck bis er auf Wunsch der Bevölkerung und wegen Baufälligkeit durch ein neues Gotteshaus ersetzt werden sollte. Nachdem erkennbar war, dass die alte Nicolaikirche dringend erneuert werden musste, machte man sich Gedanken wegen der Finanzierung. Geplant war zunächst eine Lotterie, aus deren Erlös man den Neubau hätte bezahlen können. Diese Lotterie fand anfangs nur auf regionaler Ebene statt, wegen des schlechten Absatzes im Landkreis weitete sich der Losverkauf jedoch bald auf ganz Deutschland und teilweise sogar auf Dänemark aus. Doch auch hier wurden bei Weitem nicht genug Lose verkauft, um den Bau der Kirche damit zu finanzieren, und so brach man die Lotterie ab. Die Verantwortlichen waren nach diesem Fehlschlag dazu gezwungen, eine Anleihe aufzunehmen, da die alte Nicolaikirche in einem nicht mehr rettbaren Zustand war. Im Jahr 1775 begannen die Bauarbeiten an der neuen Kirche, die dann beinahe ein Jahr später, am 1. Adventssonntag 1776, geweiht wurde.